Vom Fastengebäck zum saftigen Grubenstollen, ...
...oder: "Wie kommt man nur auf so eine Idee?"
Das Backen von Christstollen hat in Sachsen eine jahrhundertealte Tradition und auch wenn der heute bekannteste Stollen der Dresdner Christstollen ist, so erfolgte die erste belegbare Erwähnung dieses Backwerkes im 14. Jahrhundert in Naumburg an der Saale. Aufgrund der strengen Vorschriften für das katholische Adventsfasten handelte es sich bei diesen Stollen allerdings um ein sehr karges und sicher auch nicht sonderlich wohlschmeckendes Gebäck. Nun sind ja die Sachsen bekanntlich den kulinarischen Genüssen sehr zugetan und so gab es Mitte des 15. Jahrhunderts die erste Anfrage an den Papst, das Butterverbot für den Christstollen aufzuheben. Verbunden mit diversen Auflagen wurde diesem Ansinnen Ende des 15. Jahrhunderts schließlich stattgegeben und nachdem noch etwas später ein findiger Hofbäcker aus Torgau erstmals weitere reichhaltige Zutaten, z. B. Früchte, verwendete, war das Grundrezept für den Weihnachtsstollen wie wir ihn heute kennen, geboren.
Ebenso wie vielen, zunächst nur dem Adel und den wohlhabenden Kreisen vorbehaltenen Speisen, ging es auch dem Weihnachtsstollen und so wurde dieser schließlich über die Jahre hinweg unverzichtbarer Bestandteil der weihnachtlichen Tradition in vielen deutschen Familien. Bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein war es vielerorts üblich, dass die Hausfrau den Stollenteig selbst nach überliefertem Rezept zubereitete und die rohen Laibe dann zum Backen in die nächstgelegene Bäckerei brachte. Dort war der große Backofen vom Brotbacken noch heiß und hatte die richtige Temperatur, um die Stollen schön durchzubacken. Im Vogtland wurden die Stollen meist um den 1. oder 2. Advent herum gebacken.
Mit dem Backen allein war es jedoch noch nicht getan, denn nun mussten die Stollen noch ruhen um gut durchzuziehen. Dies geschah entweder im Vorratsraum oder aber in der elterlichen Schlafstube. Natürlich waren diese Räume damals ungeheizt und so konnten die reichhaltigen Zutaten in einer gleichbleibend kühlen und nicht zu trockenen Umgebung ihre Aromen entfalten. Der Lohn für all die Arbeit und das Warten kam dann schließlich in Form eines leckeren und saftigen Christstollens am Heiligen Abend auf die Festtagstafel.